Werkstattbesuch
Schreibtisch am Abend – Foto: Stephan Bleek
Abendliche Beschäftigung bei der Vorbereitung einer Produktion. Wie erschaffe ich meine Geschichte? Wie organisiere ich die Arbeit mit ihrem Stoff? Das heißt vor allem, viele Exzerpte aus Fachbüchern zu der Geschichte, die in Arbeit ist, in ein Datenbankprogramm hineinnehmen, damit die gefundenen Aussagen und Inhalte strukturiert zusammengeführt werden. Das kreative Chaos ordnet sich schrittweise nach dramaturgischen Prinzipien: Akte, Sequenzen, Szenen, Steps. Storylines, Protagonisten, Antagonisten…
Wenn es sich um historische Dokumentationen handelt, dann ist natürlich der Kontakt zu den Filmarchiven wichtig. Anregend sind die Recherchen in ersten Originalfilmrollen, mit denen der Aufbau des Films Gestalt annimmt.
Hier, auf dem Archivfilm in meinem Schnittprogramm, sendet Ernest Hemingway (1944 in Frankreich) ein herzliches „Cheers“ mit einem Glas Whisky – vielleicht taucht diese Szene in einem der nächsten Filmprojekte auf?
Die Werkstatt des Dokumentarfilmautors ist in der Phase der Stoffentwicklung ähnlich einsam, wie die jedes Autors. Die Stimmung nicht immer so locker, wie bei Hemingway. Vielleicht sollte ich Whiskey mögen lernen?
Sind die ersten Ideen zu einem Exposé gereift und ist ein Auftraggeber – in der Regel ein Fernsehsender – gefunden, kommen die Phasen der Kostenkalkulation, der Genehmigung der Budgets und möglicherweise der geförderten Projektentwicklung. Ich produziere Filme mit meiner Produktionsfirma zb Media, arbeite aber auch mit anderen Firmen zusammen.
Als Regionalsprecher für Bayern bin ich für den Berufsverband Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm AG Dok aktiv.
Filme fürs Fernsehen
Zum Fernsehen kam ich eher zufällig – ich wurde als „Geschichtsexperte“ angesprochen, als ich noch eine Forschungsstelle am historischen Seminar der Uni München hatte. Gegenüber den eher staubigen Erfahrungen in historischen Archiven und dem akademischen Leben war die Arbeit in einem Massenmedium außerordentlich aufregend. Und stressig dazu, besonders wenn es um Beiträge im aktuellen Programm ging, die manchmal erst Minuten vor der Ausstrahlung fertig wurden.
Den Redaktionen des Bayerischen Rundfunks verdanke ich wunderbare Aufträge, Filme über die Kunst und Kultur der Renaissance in Italien, über die Gotik in Frankreich oder die Filme über südfranzösische Landschaften.
Aber auch Filme zu aktuellen politischen und historischen Themen, wie der Film „Haus Herzenstod“, in dem ich 1991 über Schriftsteller der DDR berichten konnte. Die Begegnungen mit Erich Loest und anderen gehörte zu den prägenden Erlebnissen der beruflichen Laufbahn.
Ganz ähnlich wirkte die Mitarbeit in der Redaktion der ARD Talk Show „Veranda“ mit Dagobert Lindlau 1991. Dagobert Lindlau war ein hervorragender Journalist, für den eine unabhängige persönliche Meinungsbildung wesentlich war. Seine Sicht auf die Dinge lag oft ganz woanders als der Mainstream der Kollegen. Dass auch er sich dabei gelegentlich geirrt hat, ist kein Argument gegen das fundamentale Prinzip unserer Arbeit. „Zutreffendes von Unzutreffendem zu unterscheiden und Wichtiges von Unwichtigem.“
Eigenleben
Im Jahr 2018 habe ich begonnen, beim Online Magazin Eigenleben mitzuarbeiten und dieses soziale Projekt zu unterstützen. Eine große Ehre war die Nominierung zum Grimme Online Award 2019, die das Projekt erreicht hat. 2020 kam ein Bürgerpreis des Bayerischen Landtags dazu.
AG DOK / LETsDOK
Seit 2021 organisiere ich als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm in Bayern auch die LETsDOK Dokumentarfilmtage.
Historiathek
Die Historiathek ist eine neue Bildersammlung zu historischen Themen. Premium Fotos werden von der zbMedia aus Archivoriginalen digitalisiert und aufbereitet.
Aus vielen tausend Stunden Filmmaterial scannen wir mit moderner Digitaltechnik Standbilder. Die Qualität der neuen Scans übertrifft ältere Archivbilder deutlich. Die meisten unserer Motive wurden noch nie öffentlich gezeigt.