Hieronymus Bosch und das Phantastische in der Kunst
Die Kunst eines Mannes übersteigt die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, Wildnis und Zivilisation: der wohl rätselhafteste der alten Meister: Hieronymus Bosch.
In der niederländischen Stadt Herzogenbosch lebt zwischen wahrscheinlich 1450 und 1516 der Maler Jerome van Aaken, der sich Hieronymus Bosch nennt. Heute sehen wir in ihm einen exzentrischen Maler religiöser Visionen, eine Ausnahmegestalt in der Malerei Flamens und Europas. Die faszinierende Gemälde besitzen ungeheure Tiefendimension, die im 20. Jahrhundert Psychoanalytiker wie Carl Gustav Jung oder Künstler wie Max Ernst oder Salvador Dali inspirieren konnte. Noch rätselhafter machen jüngste Entdeckungen die Gestalt dieses Malers, nach denen er vielleicht gar nicht allein für die phantastischen Bilder verantwortlich sein kann.
In zwei Filmen, „Der Erfinder des Unbewussten“ und „Traum, Trieb und Selbsterkenntnis“ hat Stephan Bleek ein Porträt des Malers und seines Werks erarbeitet, das die detailreichen Gemälde von Bosch durch Großaufnahmen dicht und unmittelbar zur Wirkung bringt.
Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Hauptwerk „Der Garten der Lüste“, heute im Prado Museum Madrid, im zweiten Teil werden das „Jüngste Gericht“, heute in Wien, und die Lissabonner „Versuchung des Antonius“ sowie das Gemälde „Der Heuwagen“ vorgestellt.
Deutlich wird das Menschenbild von Bosch: Der Mensch ist Narr, der von Begierden und Eigensinn ziellos, ohne Sorge, Vernunft, Weisheit und Sinn durch die Welt getrieben wird. Seine Bilder setzten gegen die Triebnatur des Menschen die Selbsterkenntnis, die Weisheit über die allein der Weg zu Glück und Reichtum zu finden sei. Das wichtigste Vermächtnis von Bosch besteht in dem gewaltigen Einfallsreichtum, mit dem er diese Weltsicht in Szene setzt. Viele dieser Einfälle sind uns fremd und zugleich erstaunlich gegenwärtig.
Ein Dokumentarfilm in 2 Teilen für ARTE über den mittelalterlichen Maler Hieronymus Bosch.
(BR / ARTE 2002)